Autoimmunerkrankungen der Haut behandeln
Bei einer Autoimmunerkrankung richtet sich das Immunsystem des Betroffenen durch eine Störung gegen körpereigene Zellen und Gewebe. Diese Fehlsteuerung des Immunsystems kann jedes Organ des Körpers betreffen. Im Blut von Betroffenen können meist bestimmte Antikörper (Autoantikörper) nachgewiesen werden, die wichtig für die Diagnosestellung sind. Warum es zu einer Autoimmunerkrankung kommt, ist noch immer nicht vollständig geklärt. Bei vielen Krankheiten dieser Art besteht jedoch eine genetische Veranlagung und auch Umweltfaktoren, Infektionen, Stress und Medikamente werden als ursächliche Faktoren diskutiert.
Gerne informiere ich Sie zu den Autoimmunerkrankungen in einem persönlichen Gespräch in meiner dermatologischen Praxis.
Kollagenosen: Sklerodermie & Lupus erythematodes
Bei einer Kollagenose kommt es durch eine Fehlregulation des Immunsystems zu entzündlichen Veränderungen insbesondere im Bindegewebe der Haut und/oder verschiedener Organe. Auch die Mitbeteiligung des Blutgefäßsystems kann von Bedeutung sein.
Bei der Sklerodermie (vom altgriechischen skleros = hart, derma = Haut) verhärtet sich durch Immunprozesse vor allem das Bindegewebe der Haut zunehmend. Dies kann in verschiedener Ausprägung neben der Haut, auch das Gewebe anderer Organe wie Lunge, Herz, Nieren oder den Magen-Darm-Trakt betreffen. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen der zirkumskripten Sklerodermie als lokalisierter, überwiegend nur auf die Haut beschränkter Form und der systemischen Sklerodermie, bei der oft eine Mitbeteiligung von Organen auftritt. Beide Erkrankungsformen können entsprechend dem Krankheitsverlauf und dem Ausmaß bzw. Risiko der Organbeteiligung weiter in verschiedene Typen unterteilt werden. Meist leiden Menschen im mittleren Alter unter einer Sklerodermie, bei Frauen tritt die Erkrankung fünfmal häufiger auf als bei Männern. Typische Symptome einer Sklerodermie sind eine Verhärtung der Haut, Durchblutungsstörungen und Schmerzen der Finger und Zehen sowie Bewegungseinschränkungen der Hände. Aber auch Beschwerden wie Müdigkeit, Atemnot und Schluckbeschwerden können Zeichen der Erkrankung sein.
Eine Lichttherapie kann Entzündungen und Verhärtungen der Haut lindern. Darüber hinaus sollten Hände und Füße vor Kälte geschützt werden. Verursacht eine systemische Sklerodermie Beschwerden wie Atemnot, Sodbrennen oder Bluthochdruck werden diese medikamentös behandelt, da sie auf einer Organbeteiligung beruhen. Bisher gibt es keine Therapie, die die Erkrankung grundsätzlich heilen kann, jedoch kann der Krankheitsverlauf durch vielseitige Therapiemaßnahmen wesentlich verbessert werden.
Beim Lupus erythematodes (LE) unterscheidet man die Formen, die nur Haut und Unterhaut betreffen (kutane Formen), sowie die systemischen LE-Formen, die die inneren Organe in Mitleidenschaft ziehen. Betroffen sind meist Frauen im jüngeren und mittleren Lebensalter. Beim kutanen LE kommt es zu Rötungen der Gesichtshaut, häufig auch zum sogenannten Schmetterlingserythem, das sich zum Beispiel über Wangen und Nase erstreckt. Ursache ist unter anderem UV-Licht, das Bestandteil des Sonnenlichts ist. Da die Krankheit in Schüben verläuft und diese oft erst Wochen nach einem Sonnenbad auftreten, ist Betroffenen der Zusammenhang zwischen Sonnenexposition und ihrer Erkrankung häufig nicht bewusst. Aber auch Nikotin und Stress können Krankheitsschübe auslösen. Beim systemischen Lupus erythematodes können verschiedene Symptome wie Gelenkschmerzen, Müdigkeit, Krankheitsgefühl oder vergrößerte Lymphknoten im Vordergrund stehen mit nur unwesentlichen Hautbeschwerden oder der Hautsymptomatik sogar vorausgehen.
Um die Krankheitsschübe zu reduzieren, sollten Patienten auf umfassenden Sonnenschutz achten, auf das Rauchen verzichten und sich über die richtige Verhütungsmethode informieren, denn Hormone können die Krankheit verschlimmern. Bei lediglicher Hautbeteiligung können verschreibungspflichtige Cremes und Salben helfen. Sind die Organe betroffen muss entschieden werden, welches Medikament am besten geeignet ist, LE-Schübe zu verhindern oder zumindest abzumildern, da eine ursächliche Behandlung des LEs in den meisten Fällen nicht möglich ist.
Blasenbildende Autoimmunkrankheiten: Bullöses Pemphigoid, Pemphigus vulgaris, Dermatitis herpetiformis (Morbus Duhring)
Hierbei handelt es sich um eine Gruppe von Hauterkrankungen, die durch den Nachweis bestimmter Autoantikörper gekennzeichnet sind, die Zielstrukturen der Haut angreifen. In der Folge kommt es durch Immunmechanismen in der Haut zur Ablösung der oberen Hautbestandteile und es bilden sich Blasen. Die Blasenbildung ist klinisch jedoch nicht immer sichtbar, sondern lediglich Folgezustände wie Krusten und Erosionen.
Das bullöse Pemphigoid ist in Mitteleuropa die häufigste blasenbildende Autoimmunerkrankung der Haut. Betroffen sind meist Personen über 60 Jahren. Charakteristisch sind prall gefüllte Blasen auf gesunder oder geröteter Haut, die mit starkem Juckreiz als Vorboten einhergehen können. Die Blasen treten häufig am Körperstamm sowie den Oberschenkeln und Armen auf. Bei 20 Prozent der Patienten kommt es auch zu einer Mitbeteiligung der Schleimhäute. Platzen die Blasen, heilen die Wunden meist ohne Narbenbildung ab.
Als mögliche Auslöser des bullösen Pemphigoids konnten Medikamente (z.B. Blutdruckmedikamente), Krebserkrankungen (z.B. Prostata- und Lungenkarzinom), UV-Strahlung und eine genetische Veranlagung nachgewiesen werden.
Die Erkrankung wird in der Regel mit Glukokortikoid-haltigen Cremes und Salben oder Medikamente in Tablettenform behandelt. Sollte dies nicht zur Besserung der Symptome führen, können zusätzlich immunsuppressive Medikamente gegeben werden, die einer engmaschigen Kontrolle der Haut und Blutwerte bedürfen.
Der Pemphigus vulgaris zeichnet sich durch relativ schnell platzende Blasen aus, weshalb typische Blasen oft nicht zu sehen sind. Stattdessen prägen Rötungen, Erosionen und Krusten das Hautbild. Nicht selten kommt es zu bakteriellen Infektionen der betroffenen Stellen. Die Erkrankung ist insgesamt selten und tritt im mittleren bis höheren Lebensalter auf, Frauen und Männer leiden etwa gleich häufig darunter. Von den Bläschen sind häufig und zu Beginn der Erkrankung die Mundschleimhäute oder die Schleimhäute im Genitalbereich betroffen mit starker Schmerzhaftigkeit. Wird die Erkrankung nicht rechtzeitig erkannt oder therapiert sind schwere Verläufe bis hin zum Tod keine Seltenheit.
Die Ursachen der Erkrankung sind nur zum Teil geklärt. Verschiedene Untersuchungen legen jedoch nahe, dass eine erbliche Veranlagung, schwere Krebsleiden, UV-Licht und verschiedene Arzneimittel eine Rolle bei der Entstehung dieser Haukrankheit spielen. Zur Behandlung kommen Glukokortikoide sowie immunsuppressive und immunmodulatorische Medikamente zum Einsatz. Aufgrund der Chronizität der Erkrankung mit schubartigem Verlauf und hoher Rezidivneigung trotz guter Therapieerfolge sind engmaschige hautfachärztliche Kontrollen wichtig.
Die Dermatitis herpetiformis Duhring ist eine seltene, chronische Autoimmunerkrankung, die in allen Altersgruppen auftreten kann, jedoch gehäuft bei Männern im jungen bis mittleren Lebensalter auftritt.
Die Blasenbildung zeigt sich relativ symmetrisch an den Streckseiten von Armen und Beinen, Gesäß, Brust und Rücken. Im Vordergrund steht neben weiteren Symptomen wie Papeln und Rötungen vor allem ein starker Juckreiz, der oft auch als Brennen empfunden wird.
Die ursächlichen Faktoren der Dermatitis herpetiformis Duhring sind noch nicht ganz geklärt. Es wird eine immunologische Genese mit genetischer Veranlagung vermutet. Die Erkrankung sowie insbesondere Krankheitsschübe können durch Gluten oder auch Jod ausgelöst werden. Darmbeschwerden treten trotz der Glutensensitivität nur bei 10% der Betroffenen auf.
Die Erkrankung wird durch das Einhalten einer glutenfreien und jodarmen Diät behandelt. Wesentlich ist zudem der Wirkstoff Dapson zur systemischen Therapie unter dessen Einsatz es zu einem sehr guten Therapieansprechen bei den meisten Betroffenen kommt.
Frau Dr. Varga ist Ihre kompetente Ansprechpartnerin zum Thema Autoimmunerkrankungen. Gerne können Sie sich bei Fragen jederzeit telefonisch in der Praxis unter Tel. 089 93003535 melden oder gleich online einen Termin vereinbaren.